Erstaunliche Worte aus dem Mund eines weltweit erfolgreichen Orchesterleiters, der seit 2002 als Music Director dem Royal Opera House in London vorsteht, das traditionsreiche Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia als Chefdirigent (2005–2023) zu alter Größe zurückgeführt hat und mit der Saison 2023/24 wiederum das Amt des Chefdirigenten beim London Symphony Orchestra übernimmt. Im Herzen allerdings war Antonio Pappano lange Zeit vor allem Pianist. Der Berufseinstieg gelang dem Briten mit den italienischen Wurzeln als Korrepetitor: an der New York City Opera, bei den Bayreuther Festspielen, in Barcelona und Frankfurt. Und irgendwann sagten Sänger zu ihm: „Du spielst das Klavier wie ein Orchester, du solltest dirigieren!“ Die Gelegenheit ergab sich schließlich – der Rest ist Geschichte. 

Seine beruflichen Wurzeln kann Pappano, der 2012 für seine musikalischen Verdienste zum Ritter geschlagen wurde, bis heute nicht verleugnen:

Auch instrumentale Werke haben für ihn einen Sprachduktus, den es durch sorgsames Aufspüren der richtigen Betonungen, der optimalen Phrasierung, des großen dramaturgischen Bogens herauszuarbeiten gilt. Und er liebt es, mit seinen Mitstreiter:innen auf ein gemeinsames Ziel, eine künstlerische Vision hinzuarbeiten. Diese Begeisterung sprüht ihm bei der Arbeit aus allen Fasern seines Körpers, und sie ist einer der Schlüssel zu seinem Erfolg. Der andere liegt in seiner Persönlichkeit. Halbherzigen Einsatz gibt es für Antonio Pappano nicht, ihm geht es immer ums (künstlerische) Ganze. Dabei hat ihn sein gewissermaßen zufälliger Weg ans Dirigentenpult zwei Dinge gelehrt: Demut und Geduld. „Die Leute nennen dich zwar sofort ‚Maestro‘, wenn du anfängst zu dirigieren – aber in den ersten zehn Jahren weiß jeder mehr als du. Erst dann fängst du an zu lernen, wie man es wirklich macht: wie Klang funktioniert, wie man mit Menschen arbeitet, das Beste aus den Menschen herausholt. Es ist ein langer Berufsweg. Man muss lange auf ihm bleiben, um wirklich die Früchte seiner Arbeit, seiner Fehler – seiner Erfolge – zu ernten. Und dann: Mein Gott, es gibt so viel Musik zu lernen!“